Mitarbeiter:innen und ihr Ehrenamt: Julia Klinger, S.u.S.V. Heinbockel: Plattdeutsches Theater und Frauenfußball
Julia Klinger (29 Jahre) sagt, sie sei eine Rampensau und habe ein nahezu fotografisches Gedächtnis. Beides sind Eigenschaften, die sich bei ihrem Engagement in der plattdeutschen Theatergruppe des S.u.S.V. Heinbockel auszahlen. Auch sportlich engagiert sie sich im Verein und hat dort die erste Frauenfußballmannschaft ins Leben gerufen.
Als die gebürtige Dornbuscherin 2020 nach Heinbockel, den Heimatort ihres Mannes, zieht, ist sie bereits seit einem Jahr Teil der Theatergruppe. Dort spielt sie seitdem nicht nur immer wieder eine der Hauptrollen in den plattdeutschen Stücken, sondern kümmert sich auch um die Stückauswahl sowie die Werbung für die Aufführungen. Das Hobby und das Interesse an der plattdeutschen Sprache teilen sie und ihr Mann. Schon als Kind schnackt die 29-Jährige mit dem Großvater Platt. Heute möchte sie die Sprache lebendig halten, Traditionen pflegen und auch junge Leute begeistern. Die Gruppe spielt vorwiegend Komödien: "Modenschau in'n Ossenstall", "De Grillverein un ehr rodet Auto" und "Endlich sünd de Wieber weg" brachten sie seit 2019 auf die Bühne. "Das Allerschönste ist, wenn das Publikum lacht", findet Julia Klinger. Das Konzept geht auf: Die Theatergruppe besteht aus zehn aktiven Spielern unterschiedlichen Alters, der Großteil ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Diese generationsübergreifende Gemeinschaft ist es auch, die Julia Klinger besonders schätzt.
Ihre zweite große Leidenschaft ist Fußball, sie spielt seit ihrem zehnten Lebensjahr. Ihr Vater, den sie als ihr großes Vorbild bezeichnet, hat sie auch lange trainiert. Nach ihrem Umzug waren die Fahrten zu Auswärtsspielen ihres damaligen Vereins immer aufwendiger, so dass sie kurzerhand eine Frauenmannschaft im S.u.S.V. gründet, die erste und einzige. Sie startet 2020 Aufrufe über die sozialen Netzwerke, sucht einen Trainer und bekommt Unterstützung von der Männermannschaft sowie dem Musikladen Heinbockel. Allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz schafft sie es: "Zum ersten Training kamen 40 Frauen aus allen Richtungen auf den Platz gelaufen. Das war ein unglaubliches Erfolgserlebnis," freut sich Julia Klinger noch heute.
Das Training zieht die Mannschaft so gut es geht auch in den Coronalockdowns weiter durch. Die gelernte Bankkauffrau ist dabei kreativ und so treffen sich alle online zum Tabatakurs oder unternehmen Laufchallenges, um fit zu bleiben. Sobald möglich finden Trainings mit Abstand wieder auf dem Platz statt. Der Ehrgeiz zahlt sich aus: Das erste Testspiel gewinnt die Mannschaft von Mannschaftsführerin Julia Klinger mit 10:1. Heute hat sie den Posten der Mannschaftsführerin abgegeben, kümmert sich im vierköpfigen Gründungsteam um Organisation und Koordination. Die Mannschaft hat mittlerweile etwa 25 aktive Mitglieder und tritt in dieser Saison mit einer Neunermannschaft in der Kreisklasse an. "Ich bin hier in Heinbockel so herzlich aufgenommen worden. Ich bin froh, dass ich mit meinem Engagement etwas zurückgeben kann," fasst Julia Klinger ihre Motivation zusammen.